Unser Wochenbett
Die ersten Wochen mit Hermine waren magisch. Nicht falsch verstehen, sie waren auch körperlich anstrengend, aber gleichzeitig so aufregend und wundersam. Täglich gab Hermine uns neue Rätsel auf. Ist ihr nächtliches Grunzen normal oder bekommt sie schlecht Luft? Ja, bekommt sie überhaupt genug Luft? Ich habe nachts bestimmt tausendmal überprüft, ob sie noch atmet. Ist es im Schlafzimmer nicht zu heiß, was wenn sie überhitzt? Weint sie, weil sie Hunger oder Bauchweh hat? Fragen über Fragen. Wir lebten in unserer eigenen kleinen Bubble, die sich nun um Hermine drehte. Sie war (und ist immer noch) unsere Sonne, um die wir zirkulieren. Ich habe mal gelesen, dass sich auch die Hormone von frisch gebackenen Vätern ändern, sobald sie ihr Baby zum ersten Mal im Arm halten. Jedenfalls hatte Miss Oxytocin uns beide fest im Griff, wir waren schockverliebt in unser kleines Wunder.
Die ersten zwei Wochen wollten wir keinen Besuch empfangen, sondern einfach zu dritt genießen, ankommen, uns als neue, kleine Familie eingrooven. Das hatten wir im Vorfeld so mit unseren Eltern besprochen, die im ersten Moment nicht sehr amused von unserem Besuchsverbot waren, es aber letztendlich akzeptierten. Wie eine liebe Freundin von mir herausstrich, haben wir hier zum ersten Mal selbst als Eltern und nicht mehr als Kinder gehandelt: Wir haben kommuniziert, was für unsere neue Familie jetzt wichtig war, denn mit der Geburt eines Babys ändert sich auch unsere Beziehung zu unseren Eltern, was für beide Seiten ein neuer Lernprozess ist.
Ich lief die meiste Zeit oben ohne durch die Wohnung (too much info?😬), damit meine vom Stillen geschundenen Brustwarzen sich an der Luft erholen konnten, bevor sie eine Stunde später wieder zum Einsatz kamen. Hier mein Tipp am Rande: Mir haben in den ersten Wochen Purelan-Salbe von dm und in schwarzem Tee getränkte Pads sowie gekühlte Multi-Mam-Kompressen sehr geholfen.
Unsere Tage bestanden aus stillen-wickeln-einschlafstillen-repeat. Wir wanderten zwischen Sofa und Bett hin- und her und wechselten uns ab mit Skin-to-skin-Kontakt. Gegessen wurde ebenfalls auf dem Sofa, selbstverständlich einhändig, weil Hermine gestillt oder gehalten werden wollte. Sowieso liess sie sich ungern ablegen, weswegen wir sie elf Wochen kontinuierlich in den Armen getragen haben. Kinderwagen fand sie nämlich auch doof. Zum Glück konnte mein Mann sechs Monate zuhause bleiben, sodass wir uns mit dem Tragen oder auf dem Petzi-Ball hüpfen abwechseln konnten, denn sitzen erlaubte die Kleine uns nicht.
So wanderten wir in der Wohnung hin und her, hüpften, wiegten, und die Zeit rieselte dahin, ohne dass wir wussten welcher Wochentag war, geschweige denn, wann wir zuletzt geduscht hatten. Die ersten vier Wochen verbrachten wir mehr oder weniger drinnen, weil das Draußen mir zu laut, zu schnell, zu gefährlich wirkte. Heute weiß ich, dass Mutter Natur diesen Wunsch nach der schützenden Nestwärme extra eingerichtet hat, damit der Nachwuchs sicher ist. Jetzt, 14 Monate später, sind wir schon ein eingespieltes Team, wir wissen (meistens), was Hermine braucht und unsere Tagesabläufe sind geregelter, was das Leben leichter macht, aber trotzdem vermisse ich manchmal diese Magie der ersten Wochen.
Falls du gerade schwanger bist und mehr über das Wochenbett erfahren möchtest, kann ich dir die Podcastfolge von Die Friedliche Geburt wärmstens empfehlen!