Krabbelgruppen stressen mich

Krabbelgruppen stressen mich
Photo by Justin Veenema / Unsplash

Während der Schwangerschaft hatte ich mir ausgemalt, wie ich mit Hermine zur Krabbelgruppe gehe, wo sie schön mit den anderen Babys spielt, während ich mit den Mamis quatschen kann. Nach einem Realitätscheck sieht die Sache etwas anders aus.

Pekip gibt es hier in Brünn nicht, dafür aber eine Reihe von anderen Kursen, die alle damit locken, die motorische und kognitive Entwicklung von Hermine zu fördern. Ich bin mir bewusst, dass Babyschwimmen und Co nicht nötig sind, dass Hermine auch ohne Kurs schwimmen lernen wird und auch noch nicht mit sechs Monaten zum Turnunterricht muss. Auch wenn manche Kinder Spaß an den Aktivitäten haben (Hermine hat allerdings den ganzen Pool zusammengeschrien, sodass wir irgendwann rausgeschmissen wurden), sind diese Angebote doch eher für die Mamas. Um rauszukommen. Um mal mit Gleichgesinnten zu reden, sich auszutauschen. Sich nicht so einsam zu fühlen. So dachte ich.

Turns out, nach der Teilnahme an ein paar verschiedenen Kursen, stelle ich fest, dass ich mich hinterher schlechter fühle, als wenn ich nicht hingegangen wäre. Was haben wir probiert? Schwimmen, Turnen und einen Mischmasch aus Bewegung und Gesang.

Aktuell gehen wir zur Musikstunde und zum Tanzkurs, wenn man wildes Herumrennen zu einer Hintergrundmusik und den Versuch das Baby zum Stillstehen zu bewegen (Ha, was für ein Wortspiel😃), sobald die Musik gestoppt wird, so nennen kann.

Die Musikstunde ist Montagmorgens, was mir gut passt, weil ich das Gefühl habe, aktiv in die neue Woche zu starten. Allerdings gestaltet sich die Stunde dann ungefähr so: Hermine beteiligt sich nicht. Sie steht lieber neben mir und beobachtet, wie die anderen Mamis und Kleinkinder im Kreis laufen oder singen. Soll mir recht sein. Ich zwinge sie nicht zum Mitmachen. Was sie allerdings toll findet, sind sie verschiedenen Instrumente, mit denen die Kids die einzelnen Lieder begleiten dürfen. Wenn ein Lied zu ende ist, geht die Leiterin mit einem Körbchen herum und sammelt Rasseln und Co wieder ein. Alle Kinder (wirklich alle) geben die angesabberten Instrumente brav zurück, nur Hermine weigert sich mit einem klaren „Nein“, während sie gleichzeitig die Maracas hinterm Rücken versteckt. Netterweise insistiert die Kursleiterin nicht, sondern überlässt Hermine ihren Schatz.

Natürlich merke ich, wie die Blicke der anderen Mamas auf mich gerichtet sind und einige mögen denken (Achtung, Unterstellung!)„Nun nimm deinem Kind doch das Instrument aus der Hand und lass dir nicht auf der Nase herumtanzen.“ Der Gedanke stresst mich schon etwas.

Ich bin also die, deren Kind nicht mitmacht, stets seinen Willen bekommt und auch noch eine andere Sprache spricht. Ich versuche, auf Tschechisch mit den anderen Müttern ins Gespräch zu kommen, doch irgendwie klappt das nicht richtig. Lange dachte ich, die Sprachbarriere wäre der einzige Grund dafür, bis ich ein paar Stunden mal darauf geachtet habe.

Es gibt eigentlich wenig Gelegenheit zum Quatschen. Vor der Stunde werden Jacken und Schuhe ausgezogen und alles im Spind verstaut, dann noch schnell die Windel gewechselt und schon geht's los. Während des Kurses wird natürlich nicht gequasselt. Und hinterher werden die aufgedrehten oder müden Babys wieder angezogen, was nicht mal ebenso nebenbei geht, wenn Hermine jammert, weil sie Hunger hat oder ich sie einfangen muss, weil sie sich die Schuhe nicht anziehen möchte. Und bis Hermine dann satt und angezogen ist, ist die eine Mutter, mit der ich mich gern länger unterhalten hätte, schon wieder gegangen.

Aber auch die anderen Kursteilnehmerinnen unterhalten sich nicht wirklich, wie ich jetzt beobachtet habe, es sei denn man kennt sich näher. Es wäre sicher leichter für mich, trotz des Gewusels vor und nach dem Kurs, ins Gespräch zu kommen, wenn ich fließend Tschechisch sprechen würde. Das wird aber noch ein paar Jährchen dauern. Außerdem ist unser Erziehungsstil liberaler als der vieler tschechischer Eltern, was uns, glaube ich, manchmal zusätzlich zur deutschen Sprache noch mehr von den anderen Eltern distanziert. Ich bin also etwas ernüchtert von diesen Kursen und suche jetzt nach anderen Möglichkeiten soziale Kontakte zu knüpfen. Hier muss es ja noch andere englischsprachige oder sogar deutschsprachige Eltern geben, denen es ähnlich geht. 🤔